Schrift und Typografie


Schriften unter dem Nationalsozialismus









Nachdem die Nazis in Deutschland die Macht übernommen hatten, galt fortan die Kunst der Moderne als entartet. Zahlreichen bekannten Schriftkünstlern wurde ein Arbeitsverbot erteilt. Hitler hatte "die durchgreifende moralische Sanierung des Volkskörpers" angekündigt und auch durchgeführt. Alle Bereiche des grafischen Gewerbes wurden in diese "Maßnahme" einbezogen. Zunächst erfolgte die Bücherverbrennung, bevor dann auch Verlage und Presse gleichgeschaltet wurden. Die gebrochenen Schriften sollten nun der Verbreitung der modernen Antiqua Einhalt gebieten.

1933 erklären die Nationalsozialisten die Fraktur (gehört zu den gebrochenen Schriften) zu ihrer bevorzugten Schrift. Zwar waren in der Werbung und in der Nazi-Propaganda nach wie vor Antiqua Schriften zu finden, aber die gebrochenen Schriften nahmen ihren Einzug. Neben den Schriften guter Typografen, wie die Rundgotisch von Emil R. Weiß oder die Wilhelm-Klingspor-Schrift von Rudolf Koch, entstanden auch Schriftkreationen wie die Tannenberg von Erich Meyer, die in ihrer Betonung die deutsche Wesensart und so den vorherrschenden Größenwahn unterstrich. Das Volk sollte mit einprägsamen Lettern klare Botschaften erhalten und die vorherrschenden Schlagworte eingehämmert bekommen.

NS-Propaganda
Wochenspruch der NSDAP von 1939

Doch 1941 wendete sich plötzlich das Blatt, denn per Führerbefehl wurde ein NS-Rundschreiben erlassen, indem erklärt wurde, daß es falsch sei die sogenannte gotische Schrift als deutsche Schrift anzusehen. Als Motiv für einen derartigen Sinneswandel sah man die Verständigungsschwierigkeiten in den besetzten Gebieten an. Dort wurden erlassene Gesetze mit dem Hinweis missachtet, daß sie nicht gelesen werden konnten.

Aus dieser Zeit haben die gebrochenen Schriften einen Schaden genommen, von dem sie sich auch über 50 Jahre nach Kriegsende noch nicht erholt haben. Der schlechte Ruf aus der Nazi-Zeit haftet an ihnen, so daß heute nur selten eine Fraktur eingesetzt wird. Zu häufig wird der Betrachter ungewollt durch den Anblick einer gebrochenen Schrift an das Dritte Reich erinnert - Beispiel.



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